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Der Winter hat Kanada voll im Griff! Draußen weht ein eiskalter Wind und alles was am Körper nicht bedeckt ist, gefriert zu Eis. Einheimische haben mir heute erzählt, dass diese Kälte für die Gegend um Vancouver nicht normal ist …hier sind die Winter stets feucht, aber meistens sehr mild und selten unter Null. Ich komme gerade aus meiner Language-Practise-Group, was mich heute echte Überwindung gekostet hat, dorthin zu gehen.

Wir haben in der Gruppe eine Russin aus Sibirien. Sie hat “gewitzelt”, dass die Kälte aus Russland in die Welt geschickt wird, damit sie anschließend ihr Öl und Gas gut verkaufen können. Hmmh?…..man könnte es fast glauben! Der EisWind kommt von Westen!

Der Kanadische Winter kommt ….. mit Riesenschritten und eisiger Kälte…..es ist nur ein paar Grad unter Null – aber jenachdem, auf welcher Seite der Berge man sich befindet, kann es so aussehen

…….oder so….Am Samstag war ich in Viktoria auf Vancouver Island, der Hauptstadt von British Columbia. Leider konnte ich mir nicht alles ansehen, weil die Zeit einfach zu kurz war.  Um 5 Uhr bin ich aufgestanden und um 9.30 Uhr zusammen mit 11 Individualisten von Vancouver aus mit Bus und Fähre auf Vancouver Island gestrandet – anschließend weiter mit einem Kleinbus mitten ins Herz von British Columbia. Unterwegs haben wir auf der Fishermans Warf  Halt gemacht, um die Seerobben zu füttern.

Ich bin dann erstmal losgelaufen, um sehen zu können, was hinter der nächsten Kurve… hinter der nächsten Kurve….hinter der nächsten ….Kurve….ist und so  kam es  zu einem Sightseeing-Marathon  mit Besichtigung des Dunsmuir-Castle… des Royal BC Museums….Beacon Hill Park…. Parlamentbuilding…Impress Hotel…Government Street…Inner Harbour…u.v.a.m …nur Chinatown habe ich nicht mehr geschafft – das habe ich am Sonntag in Vancouver nachgeholt.

Hoppla, das hört sich jetzt so an, wie ein dekadenter Tourist, der alles an Sehenswürdigkeiten konsumiert, was der Reiseführer herzeigt – aber so war es nicht: Ich habe mich einfach treiben lassen und meine Entdeckungen sehr genossen.

Ich bin selbst ganz überrascht, was man so alles in einen Tag hinein packen kann… Die Sonne hat mich angestrahlt…die Schneeflocken haben für mich getanzt…die Möwen haben mir gezeigt, was für tolle Kunststücke sie können, z.Bsp. einen Fisch im  Flug aus der Hand klauen….. und eine Robbe hat mir zugezwinkert…ich war nicht allein…

Letzter Bär vor dem Winterschlaf

Da alle Rockie-Tourler auch Englischschüler waren, haben wir jeden Tag ein neues Wort von unserem Coach gelernt. Am ersten Tag  prodigious …. ein Synonym für wonderful – huge – enormous – marvelous – extraordinary!

Und so waren die 4 Tage dann auch. Die Fahrt und das Wochenende sind wie im Flug vergangen. Wir waren eine ziemlich bunte Mischung unterschiedlicher Gruppierungen – Saudi Arabien, Brasilien, Venezuela, Chile , Mexico, Japan und ich – mit ebenso unterschiedlichen English-Levels. Das war sehr lustig…wie Erkan und Stefan…nur auf Englisch.

Die Saudis haben die ganze Fahrt über gesungen, die Japaner mit ihrem Technik-Zeugs gespielt, die Mexikaner Tequilla getrunken, die Brasilianerinnen haben sich geschminkt und ich habe gegessen.

Ich war so schlau, mir Proviant einzustecken und habe mir inzwischen angewöhnt, wie ein Hund zu essen: wenn was da ist, dann soviel, wie rein passt! Die haben hier so seltsame Essenszeiten, dass man nie genau weiß, wann und ob überhaupt es noch mal etwas gibt. Ich habe noch kein System entdecken können. Deshalb: Selbst is(s)t die Frau…

Gestartet in Vancouver bei Regen -  wie könnte es anders sein -   ging es über den Coquihalla Highway von British Columbia nach Alberta sogar über eine Zeitzone hinweg. Die Sightseeing-Tour führte uns durch 4 National-Parks, Jasper, Golden und Banff, der wohl berühmtesten Stadt der Rockies. Abends haben wir in einem Hot Tub gebadet und anschließend  Marshmellows über einem Feuer geroastet.

Unterwegs und auf freier Wildbahn haben wir ein stattlichen Elch  bewundern dürfen (leider konnten wir kein Foto schießen), Bighorn-Sheeps, Deers und more. Wir waren an den Bridal-Falls, Shuswap-Lake und Sicamous. Wir haben uns im Schnee gewälzt, einige sind ge-snowboardet, andere lieber nicht und stattdessen mit einer Gondola aufs Dach der Rockies gefahren …………

……………und eigentlich möchte ich jetzt garnicht so viel schreiben, sondern viel lieber Bilder zeigen…,aber ich bekomme das mit der Fotogalerie einfach nicht hin!

Kurzum, es war überwältigend und atemberaubend, so nah am Ursprung der Natur zu sein und ihre Reinheit mit allen Sinnen aufzunehmen. In meiner Fantasie hatten die Rockies immer schon etwas Magisch-Mystisches. Aber jetzt weiß ich, es ist ein Kraft-Platz! Ganz besonders die Region um Lake Louise, deren Anblick für  mich so egreifend war, dass mir die Tränen über das Gesicht rannen und das tun sie heute noch, wenn ich mir die Fotos anschaue….

Ich bin sehr glücklich und dankbar, da gewesen zu sein.

….sagt mehr als tausend Worte….

Juchuuu! Ich mache Ausflug! Vier freie Tage, die Rockie Mountains,2000 Kilometer  und jede Menge Schnee und Eis liegen vor mir!

Bis gerade stand ich noch auf der Warteliste – jetzt darf ich doch noch mitkommen….Oh, what a lucky day!!!!!

Morgen, am 11.11.2010, ist hier in Kanada Feiertag. Aus diesem Anlass war ich heute mit meiner Gastfamilie in der Schule zu einer Gedenkfeier. Der Schulchor hat gesungen, das Schulorchester hat gespielt und ein Kriegsverteran hat eine Rede gehalten. Ich habe nicht viel verstanden, aber in jedem 3. Satz fiel das Wort “Germany” und ich glaube, er hat nicht viel Gutes erzählt – Denn noch bevor ich  Pat. fragen konnte, sagte sie mir, sie habe überhaupt NICHTS verstanden, hmmh!???

Es hat mich trotzdem alles sehr berührt und  ich möchte auch Euch an dieser ganz besonderen Stimmung teilhaben lassen:

Heute habe ich in meiner English-Practise-Group einer Imigrantin  aus Taiwan  erklärt, dass es  in Deutschland allgemein nicht üblich ist, am Esstisch zu furzen und zu rülpsen. Sie starrte mich mit großen Augen ungläubig an – da das doch etwas sei, das dem Körper gut tut!

Wem das Thema jetzt zu unappetitlich sein sollte – nicht weiterlesen! Ich glaube, wer zum ersten Mal kanadischen Boden betritt, dem fallen als erstes die Toiletten auf.
Zuerst die gute Nachricht: Es gibt welche! – und sauber sind sie auch! Ohne Ausnahme! Überall, wo ich bisher eine besucht habe.

Die schlechte Nachricht: Man muss sich daran gewöhnen, dass man nie alleine ist! Es gibt keine richtigen Wände, sondern nur Kabinen mit auf Füßen stehenden Stellwänden, ähnlich wie in unseren Kindergärten. Die Türen werden nach INNEN geöffnet…unten sieht man die Beine des Gastes…oben kann man reingucken … Geräusche, Gerüche, nichts bleibt im Verborgenen.  Zwischen Tür und Wand ist  eine kleine Ritze  -  so sehen auch weniger Kombinationsbegabte: dieses Klo ist besetzt! Es gibt keine Privatsphäre …und vielleicht sind die Toiletten ja aus diesem Grund so sauber !?

“Ma waset nett!”

Zur Spül- und Abwassertechnik: die Kloschüssel ist stets bis zum obersten Rand mit Wasser gefüllt. Für Europäer mag das noch nicht sooo spektakulär sein, aber einen Asiaten kann das ganz schön durcheinander bringen… denn was als nächstes passiert, ist der Hammer!   Nach betätigen des Abzughebels dreht sich der gesamte Inhalt der Schüssel mit hoher Geschwindigkeit im Kreis- er wird sozusagen zentrifugiert oder gehäckselt oder wie auch immer um anschließend im Bruchteil einer Sekunde durch einen gewaltigen Sog komplett zu verschwinden, worauf sich das Becken wieder bis zum obersten Rand mit Wasser füllt. Jetzt bin ich schon 8 Wochen hier und immer noch fasziniert mich dieses Geschehen!