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Morgen, am 11.11.2010, ist hier in Kanada Feiertag. Aus diesem Anlass war ich heute mit meiner Gastfamilie in der Schule zu einer Gedenkfeier. Der Schulchor hat gesungen, das Schulorchester hat gespielt und ein Kriegsverteran hat eine Rede gehalten. Ich habe nicht viel verstanden, aber in jedem 3. Satz fiel das Wort “Germany” und ich glaube, er hat nicht viel Gutes erzählt – Denn noch bevor ich  Pat. fragen konnte, sagte sie mir, sie habe überhaupt NICHTS verstanden, hmmh!???

Es hat mich trotzdem alles sehr berührt und  ich möchte auch Euch an dieser ganz besonderen Stimmung teilhaben lassen:

Heute habe ich in meiner English-Practise-Group einer Imigrantin  aus Taiwan  erklärt, dass es  in Deutschland allgemein nicht üblich ist, am Esstisch zu furzen und zu rülpsen. Sie starrte mich mit großen Augen ungläubig an – da das doch etwas sei, das dem Körper gut tut!

Wem das Thema jetzt zu unappetitlich sein sollte – nicht weiterlesen! Ich glaube, wer zum ersten Mal kanadischen Boden betritt, dem fallen als erstes die Toiletten auf.
Zuerst die gute Nachricht: Es gibt welche! – und sauber sind sie auch! Ohne Ausnahme! Überall, wo ich bisher eine besucht habe.

Die schlechte Nachricht: Man muss sich daran gewöhnen, dass man nie alleine ist! Es gibt keine richtigen Wände, sondern nur Kabinen mit auf Füßen stehenden Stellwänden, ähnlich wie in unseren Kindergärten. Die Türen werden nach INNEN geöffnet…unten sieht man die Beine des Gastes…oben kann man reingucken … Geräusche, Gerüche, nichts bleibt im Verborgenen.  Zwischen Tür und Wand ist  eine kleine Ritze  -  so sehen auch weniger Kombinationsbegabte: dieses Klo ist besetzt! Es gibt keine Privatsphäre …und vielleicht sind die Toiletten ja aus diesem Grund so sauber !?

“Ma waset nett!”

Zur Spül- und Abwassertechnik: die Kloschüssel ist stets bis zum obersten Rand mit Wasser gefüllt. Für Europäer mag das noch nicht sooo spektakulär sein, aber einen Asiaten kann das ganz schön durcheinander bringen… denn was als nächstes passiert, ist der Hammer!   Nach betätigen des Abzughebels dreht sich der gesamte Inhalt der Schüssel mit hoher Geschwindigkeit im Kreis- er wird sozusagen zentrifugiert oder gehäckselt oder wie auch immer um anschließend im Bruchteil einer Sekunde durch einen gewaltigen Sog komplett zu verschwinden, worauf sich das Becken wieder bis zum obersten Rand mit Wasser füllt. Jetzt bin ich schon 8 Wochen hier und immer noch fasziniert mich dieses Geschehen!

…und natürlich dem Government von Kanada, dass heute am 1.11.2010 sämtliche Einwohner dieses Landes zu ihrer Arbeitsstelle und in die Schule eilen dürfen – mit Knopf im Ohr, Zeitung in der einen und Kaffeebecher in der anderen Hand – und hier ein ganz normaler Werktag ist!

Andernfalls hätte ich mich – nach einem qualvollen Wochenende – wiedermal entscheiden müssen:
“Gehe ich jetzt 6 Stunden Frischluft tanken im Regen, oder bleibe ich auf 6 qm eingesperrt, um die traute Mutter-Sohn-Zweisamkeit nicht zu stören?”

Gestern habe ich mich mal für Variante 2 entschieden. Das hat dann doch für große Verwirrung bei meiner Gastfamilie gesorgt…. – Strahlen sie doch sonst wie zwei Honigkuchen, wenn sie mich am Wochenende von hinten oder am besten überhaupt nicht sehen……..