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http://www.youtube.com/watch?v=rEc8rGonrQw
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Heute ist Freitag und das von mir gefürchtete Thanksgiving Wochenende steht bevor. Gefürchtet deshalb, weil ich Thanksgiving mit vielen Gästen verbinde, die ins Haus schneien und bekocht werden wollen, und das am liebsten mit selbstgebruzeltem Truthahn! So kenne ich das jedenfalls aus dem Fernsehen.
Und so etwas habe ich noch nie gemacht. Das ginge hier auch gar nicht -
der Backofen ist defekt.. ..Dabei sind meine Kochkünste gar nicht so übel, wie ich dachte – verglichen mit den wirklich seltsamen “Kreationen” meiner Gastgeberin.
Und die Gefahr, das hier Besuch ins Haus kommen könnte, besteht ja wegen der schon erwähnten Wohnverhältnisse nicht -
Und ja…..Hurra!!! WIR sind eingeladen!
Kein Fettnäpfchen ist soo klein, als das ich es nicht finden und mitten reintreten könnte!
” Payless Shoes“ stand in großen Lettern am Eingang eines Schuhgeschäfts. Ich traute meinen Augen nicht!
” Das ist meine Chance”, dachte ich…und habe mir Gummistiefel ausgesucht. Nicht so schöne, wie meine lila-schwarz-karierten von Deichmann, die ich ja leider in Deutschland lassen musste – aber für payless!?
Und wieder habe ich etwas Entscheidendes gelernt: “hopeless” heißt zwar hoffnungslos, aber “payless” heißt dann wohl doch nicht “für umsonst”……
Jetzt fragt sich bestimmt so manch einer:” Was lernt die eigentlich in ihrer Language-School?”
Antwort: ” Nicht solche Kinkerlitzchen. Wir diskutieren über die zunehmende Kriminalität an Schulen und erarbeiten Lösungswege”….
Mittlerweile macht es mir tierischen Spass, die Stadt auch im Alleingang zu erkunden. Die Bus- und Bahnfahrpläne sind mir zwar immer noch ein Rätsel, aber in der Sprache fühle ich mich langsam sicherer und kann auch schon ganz lange smalltalken – die Menschen sind hier allesamt sehr gesprächig.
musst du hier ganz viel Zeit mitbringen oder noch besser: Thrombosestrümpfe anziehen, weil du sehr lange stehen musst, denn man arbeitet hier gaaanz laaaangsaaaam – für uns ungeduldige Deutsche eine wahre Herausforderung!
Hier werden auch kleine Beträge immer mit der Plastikkarte bezahlt und wenn dann mal so ein Exot (ich) daherkommt und in cash bezahlt, muss der Geldschein erst 5 mal gedreht, gewendet und vors Licht gehalten werden, um seine Echtheit zu überprüfen, das kann dauern….
Einkaufen ist in Kanada außerdem sehr teuer. Mit unseren Preisen verglichen, kann man hier nochmal 30 % zulegen für normale alltägliche Nahrungsmittel. Wirkliche Luxusgüter sind hier Süßigkeiten:
z.Bsp. kostet 1 Tafel Rittersport 3,90 CanD ( 2,80 Euro). Wein und andere Spirituosen findet man nicht in Supermärkten, sondern streng unter Verschluss in “Liquor-Shops” – ebenfalls unbezahlbar – den allerbilligsten Tafelwein habe ich für 12 Euro entdeckt
Ich bin oft in der Shopping-Mall, um meine Ohren an die Sprache zu gewöhnen. Die Shopping-Mall sieht genauso aus wie das Oberhausener Centro, sogar die Einrichtung der Cola-Oase ist gleich. Auch die Läden sind fast die gleichen. Es gibt H&M, Bodyshop, Kaufhaus “Sears” (vergleichbar mit C&A, zu erkennen an der Marke Jessica), Eddi Bauer, Lands End, Sport-Check (kein Schreibfehler) und einige andere mehr. Pizza-Hut und natürlich auch Starbucks.
Außerdem gibt es hier Läden, in denen man das ganze Zeugs kaufen kann, das in Deutschland über TV-Kanäle vertrieben wird - das ist hier dann widerum sehr viel preiswerter. Und dann gibt es hier noch sehr viele Healthy-Shops mit Nahrungsergänzungmitteln und gigantisch goßen Dosen mit Schlankheitspulvern und die sogenannten Walk-In-Kliniken – hier kann man sich zwischen den Einkäufen ärztlich behandeln lassen. In ein Krankenhaus soll man hier nämlich nur gehen, wenn man wirklich wirklich sehr schwer krank ist, denn beim ersten Besuch sind bereits 700 CanD fällig.
Alkohol- und Nikotinmissbrauch sollen hier durch strenge Gesetze geregelt werden- andererseits gehört es zum alltäglichen Bild, dass auf offener Straße Marihuana geraucht wird und niemanden interessiert das. Seltsam…
… wenn man sich plötzlich auf Google-Earth herumtreibt und virtuelle Spaziergänge durch seinen Heimatort unternimmt, wenn Telefongespräche nach Hause öfter werden und immer länger dauern, kann es auch vorkommen, dass man sich plötzlich auf der Website von Airberlin wiederfindet und das Rückflug-Ticket nur einen Klick entfernt ist….
Ich glaube, das nennt man “Heimweh”…
Zugegeben, vor ein paar Tagen war ich fast soweit, den Rückflug anzutreten. Die ersten drei Tage, die ich irrtümlich für die schlimmsten gehalten hatte, waren ja ausgefüllt, mit neuen Eindrücken und Entdeckungen. So richtig zu schaffen machte mir das Wochenende: Daurerregen (wie konnte ich nur so dämlich sein, und in letzter Minute vor Abflug meine Gummistiefel und den Regenschirm aus dem Koffer nehmen?!), und ein Ausflug nach Vancouver -
Ganz allein, weil meine Gastfamilie zu einem Mexikaner-Treffen eingeladen war.
Am Samstag habe ich von Vancouver noch nicht sehr viel gesehen, da ich fast 3 Stunden damit beschäftigt war, mich zu orientieren und mit Bus- und Bahnfahrplänen klarzukommen. Bin dann, zuerst über meinen Schatten, dann in den nächstbesten Bus gesprungen (war übrigens der Falsche!) Am Sonntag raffte ich mich dann nochmal auf - denn jetzt hatte ich ja Übung – und konnte endlich meinen Radius vergrößern und auch die Schönheiten, die diese Stadt zu bieten hat, genießen. Aber so richtig glücklich war ich nicht – weiß aber jetzt , wie sich ein Ausländer am Wochenende in der Fremde fühlt
Mir wurde klar: es müssen dringend soziale Kontakte her. Deshalb gehe ich ab Montag für 4 Wochen in eine Language-school, die auch gemeinsame Freizeit-Aktivitäten anbietet, freu….
Wie Ihr seht: es geht mir gut und es geht weiter!!!
…so what? It`s the same procedure as everyday at home…
Der erste Schock ist überwunden und ich möchte auf dieses Thema hier auch nicht weiter eingehen, da es zu persönlich wird.
Heute ist bereits mein dritter Tag hier in Kanada und ich fühle mich mittlerweile auch sehr wohl. Ich war zum ersten Mal in einer riesigen Shopping-mall einkaufen und habe ganz allein herausgefunden, das “Fitting-Room” keine Gymnastikhalle ist, sondern die Umkleidekabine, ha ha. Die vielgepriesene Freundlichkeit der Menschen hier ist nicht übertrieben – Verkäufer begrüßen dich mit den Worten “Hi Süße, wie geht`s?” – in Deutschland undenkbar, würde auch garnicht passen. Sobald jemand erfährt, dass du aus Deutschland kommst, präsentiert er dir voller Stolz seine
5 Vokabeln: Schnitzel, Bratwurst, eins, zwei,drei. Und alle haben mindestens einen best friend in Börlin oder Fränkfort. Der letzte Typ (ein Strassenverkaeufer),der mich auf diese Weise beeindruckt hat, hat mir nebenbei die Fingernägel poliert, und schwuppdiwupp hatte ich ein Set in meiner Tasche, bestehend aus einem Schleifklotz, einer Feile, einem speziellen Öl und einer Bodylotion aus dem Toten Meer. Das Ganze für “bescheidene” 49 Can.Dollar.
….so what? Meine Nägel glänzen jetzt wie Diamanten…
so genau weiß ich gar nicht, was ich falsch gemacht habe – aber bei meiner Ankunft am Flughafen geriet ich direkt in die Fänge der strengen Officers. Anstatt nun endlich Richtung Ausgang gehen zu dürfen – nach kilomerterlangem Absperr-Serpentinen-Laufen in einer endlosen Menschenschlange in Richtung Passkontrolle – es war unglaublich heiß und stressig , ich war müde und hatte Durst, - wurde ich erstmal als “höchstverdächtige” Einreisende umgeleitet in einen sehr kalten metallenen Raum.Ich glaube, das war die letzte Station vor der Abschiebe-Zelle. Nach Inspektion meines Gespäcks folgte ein Kreuzverhör. Wie aus einem Maschinengewehr schossen mir 2 Officers ihre Fragen entgegen – aber wie aus einem Maschinengewehr antwortete ich auch (ich hatte ja nichts zu verbergen und wenn es sein muss, kann ich mich auch mal anpassen).
Wir mussten im Flugzeug eine Zoll-Deklaration ausfüllen u.a. mit Angaben zu Aufenthaltsdauer und Grund des Besuches. Da man sich als Deutscher bis zu einem halben Jahr in Kanada ohne Visum aufhalten darf, dachte ich mir auch nichts dabei , meine wirkliche Aufenthaltsdauer von ca. 140 Tagen anzugeben. Das war wohl der Stein des Anstoßes. Ich war somit nicht der typische Tourist, denn der bleibt höchstens 30 Tage. Das klingt absurd, aber Grenzbeamte denken halt auch nur in ihren Schranken.
Schlußendlich konnten sie mir doch keine Illegalität nachweisen und ich wurde in die Freiheit entlassen – in Schweiß gebadet und mit so trockenem Hals, das ich kein Wort mehr reden konnte.
Draußen standen Patricia und Santiago, die 1,5 Stunden auf mich warten mussten mit einem riesigen Blumenstrauss und immer noch guter Laune.
Patricia unterwegs im Auto: ” Ich muss dir dringend noch etwas sagen , bevor wir gleich in meine Wohnung kommen….. Do you know, what a “messie” is?
Danke Mikey, dass du Dir trotz Prüfungsstress, Band-Proben und Events ect. die Zeit dafür genommen hast
Vielen vielen Dank Euch allen Daheimbleibenden für die guten Wünsche und für all die schönen Erinnerungen und Glücksbringer, die Ihr mir geschenkt habt und die mich nun auf meiner Reise begleiten werden ! Bye bye….
Und ich habe immer noch keine to-do-Liste erstellt…und außerdem wollte ich doch endlich einmal mit wirklich nur kleinem Gepäck verreisen – das wird wohl wieder nix, wenn ich mir den aufgetürmten, frisch gewaschenen Wäscheberg so betrachte…Morgen müssen schwere Entscheidungen fallen- was darf mit nach Kanada und was bleibt da?
Es ist schon ein komisches Gefühl; man macht alles irgendwie zum letzten Mal: der letzte Spaziergang durch den Park, die letzte Waschmaschinenfüllung, morgen früh die letzte Jogging-Runde um meinen geliebten Toeppersee ( danach werden die Laufschuhe geschrubbt und verpackt), der letzte Einkauf , ein letztes Sonntags-Frühstück in vertrauter Umgebung.
Trotz aller Vorfreude auf die kommende Zeit – ein bischen Wehmut ist schon dabei. Es ist sicher kein Zufall, aber zwischen dem ersten Impuls (das Lesen des Oma-Gesuches für Kanada ) und der Abreise am Sonntag liegen genau 9 Monate – exakt die Dauer einer Schwangerschaft. Ich erwähne das deshalb, weil es sehr viele Parallelen gibt: zum Einen die Reaktionen meiner Mitmenschen (nicht jeder hat sofort “Hurra” geschrien, viele waren anfangs irritiert)), das Wechselbad der Gefühle, die langsame Reifung und das Nicht-mehr-abwarten-Können, bis es endlich los geht – mit einem kleinen Unterschied:
die Übelkeit kommt diesmal erst zum Schluss…. mir ist soooo schlecht…
Bin gestern morgen mit einem dicken Hals und Schnupfennase aufgewacht, obwohl seit gefühlten 5 Jahren nicht mehr krank gewesen. Nach meiner Logik wird ein Körper immer dann krank, wenn er Ruhe braucht. Wahrscheinlich habe ich mir in den letzten Tagen doch zuviel aufgehalst. Anstatt mich um meine persönlichen Reisevorbereitungen zu kümmern, habe ich versucht, Haus, Garten, Keller und Garage winterfest zu machen. Ein Kampf gegen Windmühlen – ich geb`s auf…